Obschon immer wieder Krebsdiäten angepriesen werden, gibt es bis heute keine Beweise dafür, dass dadurch Krebskrankheiten geheilt oder beeinflusst werden könnten. Die Flut der Veröffentlichungen in Büchern und Zeitschriften kann Betroffene sehr verunsichern. Der Wunsch, alles zu tun, um wieder geheilt zu werden, ist verständlich. Er kann jedoch über das Ziel hinausschiessen. Schlagzeilen wie „Hungern Sie Ihren Tumor aus“ tönen attraktiv, sind jedoch erwiesenermassen gefährlich. Denn dadurch kann ein möglicherweise bereits geschwächter Körper noch weiter belastet werden.
Das deutlichste Zeichen einer Mangelernährung beim Krebspatienten ist ein starker Gewichtsverlust in relativ kurzer Zeit. Auch Müdigkeit, Erschöpfung (Fatigue) und ein schlechtes Allgemeinbefinden können auf eine Mangelernährung hindeuten. Eine unzureichende Nahrungsaufnahme schwächt auf die Dauer das Immunsystem, verschlechtert die Wundheilung, erhöht die Anfälligkeit für Infekte und verstärkt die Nebenwirkungen der Therapie.
Studien zufolge sind 20 bis 60 Prozent der onkologischen Patientinnen und Patienten in Spitälern sowie nach Spitalaustritt mangelernährt (Quelle: Krebsliga Schweiz). Die Ursachen sind vielfältig. Im Spitalbetrieb können nicht überall die individuellen Vorlieben und Verträglichkeiten ermittelt und berücksichtigt werden. Fehlendem Appetit oder einer allzu einseitigen Nahrungszufuhr wird zu wenig Beachtung geschenkt. Die Folgen werden meist erst spät erkannt, da es sich um ein stilles, passives Leiden handelt.
Fast jeder Krebspatient hat Angst vor körperlichem Abbau, weil Gewichtsverlust unbewusst mit einem Fortschreiten der Krankheit verbunden wird. Hinter einer Gewichtsabnahme stehen meist mehrere Ursachen.
Mögliche Schwierigkeiten rund ums Essen
1. Appetitverlust
Eine Krebsdiagnose löst bei den meisten Menschen Angst und Ratlosigkeit aus. Neben den körperlichen Auswirkungen und Veränderungen wird auch die Seele belastet. Das kann mit ein Grund für mangelnden Appetit sein. In einer solchen Situation ist es gut, sich von einer Fachperson begleiten und beraten zu lassen. Es gilt hier auch zu bedenken, dass Entspannungsübungen, wenn möglich körperliche Bewegung und genügend Schlaf helfen können, einen Ausgleich zu schaffen.
Wer offen und interessiert an der Pflanzenheilkunde ist, ist auch mit einer Baldrian-Hopfen-Johanniskraut-Mischung gut bedient. Eine solche Zusammensetzung hilft die verlorene Balance wiederzuerlangen und entsprechend depressiven Verstimmungen vorzubeugen respektive Einhalt zu gewähren.
Bei Mangelernährung rate ich zu folgenden Massnahmen:
– Immer dann essen, wenn man Lust hat. Es ist gut, immer Nahrungsmittel oder Gerichte bereit zu halten, damit man bei Appetit zugreifen kann.
– Einen kleinen Vorrat an kalorienreichen Naschereien bereithalten, z.B. Käse, Dips, Vollrahmjoghurts, Biskuits oder Schokolade.
– Gekühlte Mixgetränke sind sehr erfrischend und leicht zu schlucken
– Den Tisch wie auch die Speisen appetitlich, aber nicht zu üppig anrichten.
– Vor und während den Mahlzeiten nur wenig trinken, damit der Magen nicht zu früh gefüllt ist.
– Appetitanregende Getränke oder eine spagyrische Essenz mit bitterstoffreichen Zugaben eine halbe Stunde vor dem Essen können sehr unterstützend wirken (spagyrische Essenzen = speziell verarbeitete, sehr gut verträgliche Pflanzenextrakte, welche über die Mundschleimhäute aufgenommen werden). Pikant gewürzte Gemüsesäfte oder ein kleiner Aperitif wie z.B. Sherry, Wermut und allgemeine Bitterstoffe regen ebenfalls an.
2. Verändertes Geschmacks- und Geruchsempfinden
Sowohl die Krankheit als auch ihre Behandlung können die Geschmacksknospen auf der Zunge sowie das Geruchsempfinden beeinträchtigen. Vieles schmeckt anders als gewohnt oder weniger intensiv. Die Wahrnehmung von süss, sauer, bitter oder salzig kann sich verfälschen. Konkret heisst das, dass süsse Speisen stärker gesüsst und salzige stärker gesalzen werden müssen, um sie als süss oder als salzig zu empfinden. Bittere Speisen werden hingegen sehr rasch als zu bitter empfunden. Dadurch entstehen oft Aversionen auf vereinzelte Nahrungsmittel oder Speisen.
Es ist auch möglich, dass man die einstigen Leibgerichte plötzlich nicht mehr mag. Dies kann eine vorübergehende Erscheinung sein. Es ist wichtig, diese Veränderung zu akzeptieren und auf die aktuellen Bedürfnisse und Vorlieben einzugehen.
Oft sind neutrale Nahrungsmittel wie Brot, Kartoffeln, Teigwaren, Reis, Polenta und andere Speisen ohne starken Eigengeschmack besser verträglich. Während einer Chemotherapie kommt es nicht selten vor, dass der Fleischkonsum deutlich abnimmt. Viele Betroffene sagen, dass ihnen Fleisch (vor allem rotes) „einfach nicht mehr schmeckt“. In solchen Fällen können gewisse Fleischsorten mögliche Alternativen sein: Geflügel, Fisch oder auch ein Fleischersatz können durch ihren dezenteren Geschmack bei den Patienten auf Wohlgefallen stossen. Aus Gründen eines veränderten Geschmackempfindens empfiehlt es sich, die Speisen jeweils selber zu würzen.
Die Krebstherapien als auch die ärztlich verabreichten Medikamente führen zu einer grossen, wenn auch vorübergehenden Veränderung des Stoffwechsels. Begleiterscheinungen wie Völlegefühl und Blähungen sind deshalb nicht selten und sind oftmals auf eine verlangsamte Verdauung zurückzuführen. Diverse Tees wie z.B. Pfefferminze, Kamille, Fenchel, Kümmel oder Anis haben sich in solchen Fällen sehr bewährt. Die Sorten sollten wenn möglich immer wieder abgewechselt oder gemischt werden, damit nicht plötzlich eine Abneigung gegen einen Geschmack entsteht.
Begleitend zur klassischen Krebstherapie spielt die Ernähungsberatung eine wesentliche Rolle. Obschon sich das Wissen über eine gesunde und ausgewogene Ernährung in den letzten Jahren stark verbreitet hat, so ist in diesem Bereich doch noch ein grosser Nachhol- und Aufklärungsbedarf notwendig. In einer akuten Krankheitssituation ist der Bedarf des menschlichen Körpers an gesunden und nährstoffreichen Nahrungsmitteln gross und die ernährungstechnischen Möglichkeiten, aus Sicht des Laien, gering.
Seien Sie nicht enttäuscht, wenn Sie nur wenig über das Thema, sondern seien Sie dankbar für Ihre Fragen und Ihre Fähigkeit diese an Fachpersonen zu stellen und Rat zu holen.
Weitere Informationen finden Sie auch bei der Krebsliga.