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Körpertherapie, Prozessbegleitung, Stressbewältigung

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Stressbewältigung – Der Körper braucht Anspannung ebenso wie Entspannung

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Die Scheu vor Körperlichkeit scheint trotz allen Fortschritts in unserer medizinischen Kultur noch weit verbreitet zu sein: Der Körper soll beherrschbar sein und mit immer besseren Instrumenten und Medikamenten gesteuert und repariert werden. Manchmal ist das notwendig und sinnvoll. Was dabei jedoch verloren geht, ist die Fähigkeit, instinktives Wissen darüber was uns gut tut und was nicht, einzusetzen. Frühzeitige Warnsignale des Körpers werden nicht mehr erkannt oder auch ignoriert. Erst wenn der Magen schon wieder brennt, die Panikattacken das Leben einengen oder die Rückenschmerzen die tägliche Arbeit unmöglich machen, wollen wir handeln.

Eine bessere Selbstwahrnehmung und das Vertrauen in den Sinn der eigenen körperlichen Regungen zu stärken, ist ein wichtiger Aspekt der Körpertherapie. Dies geschieht vor allem über Gefühle und Empfindungen und weniger über den Intellekt. Ähnlich wie ein Kleinkind, das Berührung, Bewegung und Spiegelung braucht, um zu erfahren, wer es ist und was es kann, kann auch der erwachsene Mensch sein Selbst-Verständnis wieder neu entwickeln und trainieren. Viele Krankheiten, Beschwerden und Stimmungen entwickeln sich über stressauslösende Erfahrungen. Zumeist sind diese nicht in unserem Bewusstsein. Doch der Körper vergisst nicht. Positive wie auch negative Erfahrungen bleiben als Körpererinnerung in Form von Gefühlen, Spannungszuständen, Ahnungen oder inneren Bildern gespeichert.

Eine fundierte Körpertherapie führt Sie deshalb behutsam in eine Art vorsprachliche Empfindungswelt zurück. Der Körper kann so seine Art zu reagieren neu erkunden. Diese Körper-Selbst-Erfahrung regt Ihr System dazu an, bewusst und vegetativ wieder auf seine ureigenen alten, „gesunden“ Reaktionsweisen zurück zu greifen. So kann die Selbstregulierung des Körpers wieder erwachen und Stress verursachenden Konflikten kann auf andere Art begegnet werden.

 

Die physiologische Basis: Der Körper braucht Anspannung ebenso wie Entspannung

Stress ist auf vielfältige Weise fester Bestandteil unseres Lebens: Hunger verursacht Stress, Kälte und Hitze machen Stress, Einsamkeit sowie unerfüllte Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit sorgen für Stress. Und ebenso leiden wir unter Stress, wenn wir den Arbeitsplatz verlieren, wenn wir uns streiten, den Tod eines Partners verkraften müssen oder mit anderen traumatisierenden Erlebnissen konfrontiert sind. Stress kann krank machen und Krankheit bedeutet für den Körper ebenfalls Stress. Unser Körper reagiert darauf mit der Ausschüttung so genannter Stresshormone. Diese waren zu Urzeiten des Menschen u. a. dazu da, die Energiereserven des Körpers etwa für die Flucht vor oder den Kampf mit einem wilden Tier zu mobilisieren.

Stresshormone sind in der Lage, einen Menschen für eine bestimmte Zeit über sich und seine Kräfte hinaus wachsen zu lassen. Ebenso vermögen sie es, ihn in die Starre eines erjagten Tieres zu versetzen.

Sofern nach besonderen Belastungen Phasen der Entspannung, des Wohlfühlens oder des Geniessens einsetzen können, kann unser Organismus von Zeit zu Zeit mit Stressbelastungen durchaus gut umgehen. Schwierig wird es dagegen, wenn Konflikte chronisch ungelöst bleiben. Dann nämlich werden Stresshormone nicht mehr abgebaut sondern fortwährend neu ausgeschüttet. Auf diese Weise versetzen sie den Körper in den Alarmzustand andauernder Über- oder Unterspannung. Der Körper lebt unter Dauerstress viel zu lange Zeit über seine Kräfte oder leidet unter zu wenig Antrieb. Dabei verfestigen sich körperliche und geistige Haltungen, die den Zweck haben, alte Schmerzen, seelische Verletzungen oder andauernde Verspannungen nicht mehr in aller Tragweite zu spüren. Es entstehen innere und äussere Schonhaltungen, die uns längerfristig aus dem Gleichgewicht bringen und psychische oder psychosomatische Beschwerden auslösen.

 

Stressbewältigung durch Körpertherapie

Mittels der Körpertherapie finden Sie Möglichkeiten, zur Stressbewältigung. Entspannung und Gelassenheit (wieder-)zuerlernen können dabei ebenso wichtig sein wie die Entdeckung von Neugierde und Begeisterung. Die Wiederherstellung eines gesunden physiologischen und psychischen Gleichgewichts bedeutet, das „Zuviel“ zu mindern das „Zuwenig“ zu stärken.

 

Written by geraldine

Oktober 10th, 2017 at 1:48 pm

Körpertherapie – Gesundheit fördern

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Was ist eigentlich Körpertherapie? Wie das Wort schon vermuten lässt, handelt es sich hier um Therapieformen welche sich mit unserem Körper beschäftigen.

Theoretisch gehören die Physiotherapie und Massagepraktiken ebenfalls dazu, praktisch wird an dieser Stelle aber eine Unterscheidung zu jenen Formen gemacht, welche sich nebst den rein körperlichen Symptomen auch um jene der Psyche kümmern, also ganzheitlich sind. Wenn Sie an dieser Stelle meines Artikels die Nase rümpfen und glauben, dass es gleich mit „esoterischen“ Weltanschauungen weitergeht, kann ich Sie beruhigen. Dank den vielschichtigen Forschungen Seitens der Neurowissenschaft, wissen wir heute, dass alle psychischen Vorgänge unmittelbaren Einfluss auf unsere körperlichen ausüben und umgekehrt.

Konkret heisst das, dass eine Massage sehr wohl einen Bezug zu unserem seelischen Wohlbefinden hat, wenn auch die Absicht des Massierten eine andere sein mag.

Nichts desto trotz ist der Rahmen, in welchem eine Körpertherapie stattfindet in der Regel ein anderer als während einer Massage. Das begleitende Gespräch spielt hier eine tragende Rolle und Prozesse werden in einer konstruktiven Form unterstützt.

 

 „Die einzige Möglichkeit zur Veränderung liegt im Hier und Jetzt!“

 

Vor allem chronische Leiden, diffuse Krankheitsbilder oder aber auch lebenseinschneidende Erlebnisse und Diagnosen, können Mittels solcher Formen von Therapie gut behandelt werden. Dabei geht es nicht um eine „Wunderheilung“, sondern um Linderung der Beschwerden und das Finden eines neuen, lebens- und gesundheitsbejahenden Aspektes. Ein verbessertes Körpererleben ermöglicht eine rasche Steigerung der Lebensqualität auf psychischer und psychosomatischer Ebene. Um das zu erreichen ist es notwendig, den Körper als Teil von uns wahrzunehmen, auf ihn zu hören und ihm Beachtung zu schenken.

Die eigentliche Behandlung ist ausserordentlich sanft und angenehm. Klienten nehmen diese Therapieform als entspannend und auch beruhigend wahr. Nach einem Erstgespräch zwischen Klient und Therapeut, das in der Regel mehr Zeit in Anspruch nimmt als die darauf folgenden Behandlungen, legt sich die zu behandelnde Person bekleidet auf eine Massageliege. Der Beginn der Behandlung variiert nach Situation und Beschwerdebild. Ein Abtasten entlang der Wirbelsäule mit leicht dosiertem Druck reicht, um Stauungen, Blockaden und Verspannungen zu lokalisieren. Mithilfe feiner Grifftechniken werden diese gelöst. Durch subtile Berührung im Dialog mit Ihrem System können sich Störungen, die oft auch auf alte Körpermuster und Traumatisierungen zurückzuführen sind, in den feinen Bewegungen von Knochen, Membranen und Flüssigkeiten zeigen und mit der innewohnenden Ordnung wieder in Einklang kommen. Nach dem Erstgespräch sollte pro Sitzung eine Stunde eingerechnet werden. Wie oft eine Behandlung wiederholt wird, ist vom jeweiligen Beschwerdebild abhängig und muss daher individuell definiert werden. Die besten Erfahrungen werden gemacht, wenn nach der Stabilisierungsphase eine so genannte Erhaltungsphase folgte. Die in relativ kurzen Intervallen (alle zwei bis sieben Tage) erfolgte erste Behandlungsphase wird langsam reduziert und findet im Sinne der Prävention danach noch etwa alle zwei bis vier Wochen statt.

 

Stress. Eine individuelle Reaktion.

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Wir alle kennen Stresssituationen: Eine hohe Belastung am Arbeitsplatz, privates Engagement, finanzielle Verpflichtungen; manchmal wird es einfach zu viel. Aber es gibt auch Momente in welchen wir das Gefühl von Stress zu empfinden obwohl es keine rationalen Gründe dafür gibt. Warum ist das so und was steckt dahinter?

Alle unsere Erfahrungen, positive wie auch negative, lösen sich nicht in „Luft“ auf, sondern addieren sich zu gespeicherten Gedächtnisinhalten in sogenannten Nervenzell-Netzwerken. Diese wiederum werden teilweise unbewusst abgerufen.

Im Moment der Ausrufung des Alarmsystems setzt im Grosshirn und im limbischen System eine massive Aktivierung von Genen ein. Die zuerst aktiven Gene gehören zur Gruppe der Sofortreaktionsgene, deren Produkte nach dem Schneeballsystem innerhalb der Zelle dann weitere Gene aktivieren.

Nervenzellen, die während einer Gefahrensituation aktiviert werden und bestimmte Gene anschalten, tun etwas für deren Selbsterhaltung. Die Proteine, die im Rahmen der Aktivierung von Genen hergestellt werden, dienen den Nervenzellen als Wachstumsfaktor und verstärken die Kontaktstellen, mit denen die Nervenzellen untereinander vernetzt sind.

Stellen Sie sich diese Nervenzellverbindungen einfach als einen dünnen Faden vor. Wird diese Verbindung immer wieder aktiviert, so wird sie stärker. Aus einem dünnen Faden wird ein dickes Seil.

Diese Nervenzell-Netzwerke werden somit als Folge ihrer Tätigkeit stabilisiert. Diese sind bedeutsam: Wenn sich alarmierende Erfahrungen oder Niederlagen im Leben eines Menschen häufen, werden die darauf spezialisierten Nervenzell-Netzwerke die Oberhand gegenüber anderen Netzwerken bekommen, deren Spezialität darin besteht, die Chancen und Bewältigungsmöglichkeiten einer Situation zu erkennen.

Einschneidende oder oft wiederholte Vorerfahrungen von Gefahr, Niederlage, Angst und Flucht verändern neuronale Netzwerke also in der Weise, dass Interpretation künftiger neuer Situationen Interpretationen die Oberhand haben, die wiederum in die gleiche Richtung gehen.

Eine solche Entwicklung aufzuhalten oder rückgängig zu machen ist eine der wichtigsten Aufgaben der Gesprächs- und Körpertherapie.

Nicht nur unsere ersten Lebensmonate, sondern auch jene im Mutterleib prägen unser hormonelles System. Ist eine Frau während der Schwangerschaft unter psychischem oder physischem Stress, wirkt sich das direkt auf das Stresssystem des Ungeborenen aus. Ist nach der Geburt genügend mütterliche Zuwendung durch Berührung und Nähe vorhanden, wird das Stress-Gen deutlich weniger aktiviert.

Die grosse Unterschiedlichkeit individueller Vorerfahrungen hat zur Folge, dass die Reaktion der neurobiologischen Stresssysteme von Person zu Person sehr verschieden ist. Untersuchungen haben gezeigt, dass Personen welche dem gleichen Ausmass an Stressintensität ausgesetzt sind, in der körperlichen Verarbeitung sehr unterschiedlich reagieren. Ebenfalls haben Untersuchungen an Zwillingen eine individuelle Stressreaktion gezeigt. Der Umgang mit Stress ist also nicht genetisch und somit nicht vererblich. Das verstärkt die Bedeutung der individuellen Vorerfahrung.

Dass zwischenmenschliche Bindungen die biologischen Stresssysteme schützen, gilt nicht nur für das Kind, sondern auch im späteren Leben. Bindungen und soziale Unterstützung haben sich in zahlreichen Studien als einer der wichtigsten Schutzfaktoren gegenüber extremen Ausschlägen der biologischen Stressreaktionen erwiesen.

Diese Erkenntnisse der Neurowissenschaft mögen schockierend sein, beinhalten aber auch die Chance zum Bewussten Handeln und Erleben. Das wirksamste Mittel für einen guten Umgang mit Stress sind also Begegnung, Beziehung und Berührung.

 

Warum wir Berührung brauchen

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Die Neurobiologie hat in den vergangenen Jahren hinlänglich den Beweis für den Menschen als soziales Wesen erbracht. Er ist genetisch darauf programmiert, Kontakte zu knüpfen, Kooperationen zu leben und Beziehungen einzugehen. Hormone, resp. Neurotransmitter wie etwa Dopamin (im Volksmund Glückshormon) oder Oxytozin leisten entsprechende Hilfestellung. Die Dopamin-Achse, das Kernstück der Motivationsachse, erhält von den Emotionszentren des Gehirns Informationen darüber, ob in der Aussenwelt Objekte vorhanden sind, für die es sich lohnt, aktiv zu werden. Die Bildung des Oxytozins hingegen wird über alle Formen der freundlichen Interaktion angeregt. Dies sind namentlich Streicheleinheiten, Berührungen, Massagen oder die Stimulation der erogenen Zonen.

Oxytozin hat eine Reihe von medizinischen Effekten: Es sorgt für körperliche und psychische Entspannung, senkt den Bluthochdruck, dämpft die Angstzentren und vermag das Stress-System zu beruhigen.

All diese Ausführungen klingen plausibel. Sind also einzig die Gene für unser Glücklichsein verantwortlich? Für das Funktionieren unserer Beziehungen oder für unsere Ausgewogenheit? Leider nein. Die genetische Ausstattung kann lediglich garantieren, dass die neurobiologischen Werkzeuge dafür vorhanden sind. Entscheidend für die Fähigkeit, genetisch bereitgestellte Systeme auch einzusetzen, ist, ob sie – vor allem in der Frühphase des Lebens – eingespielt und benutzt werden konnten.

Als Erwachsene können wir selbst daran mitwirken, dass Kooperation gelingt. Als Neugeborene und als Kinder sind wir jedoch darauf angewiesen, dass uns gute zwischenmenschliche Erfahrungen vermittelt werden. Für das Funktionieren und Instandhalten aller biologischen Systeme gilt ein Satz aus der amerikanischen Hirnforschung: „Use it or lose it“, also „Benutze was die Gene bereitstellen, oder du wirst sie verlieren“. Für die Motivationssysteme heisst das: Bleiben während der Kindheit und Jugend gute Beziehungserfahrungen aus, hat dies fatale Folgen für die spätere Beziehungsfähigkeit der betroffenen Individuen.

Tiffany Field, Direktorin und Gründerin des Touch Research Institutes in Miami, Florida, bringt die neurobiologischen Vorgänge und entsprechende Konsequenzen auf den Punkt. Sie macht deutlich, dass man sich Körperkontakt nicht einfach als angenehmen Zeitvertreib gönnen sollte, sondern dass dieser existentieller Natur ist. Ein chronischer Mangel an Berührung beeinträchtigt nicht nur körperliche und geistige Entwicklungsprozesse, sondern fördert auch aggressives, selbstzerstörerisches oder sogar süchtiges Verhalten. In kritischen Phasen wie dem Säuglingsalter, der frühen Kindheit und dem Alter oder in Zeiten schwerer körperlicher Erkrankung, kann der fehlende Körperkontakt die Lebenskräfte und den Lebenswillen so massiv reduzieren, dass nicht nur Säuglinge, sondern auch erwachsene Menschen regelrecht verkümmern und zugrunde gehen.

In einer Welt, in der wir uns immer häufiger nicht direkt – also körperlich – begegnen, sondern über Zwischenmedien wie Mobiltelefon oder Internet kommunizieren, laufen wir Gefahr, in einem der wesentlichsten Bereiche unserer Existenz auszuhungern, ohne dass uns dies bewusst wird. Die medizinischen, psychologischen und soziologischen Erkenntnisse über die dramatischen Auswirkungen, die das Fehlen ausreichender körperlicher Zuwendung nicht nur auf die Qualität, sondern gar auf das Fortbestehen des Lebens hat, sprechen für sich. Anschaulich zeigen sich die Auswirkungen von Berührung/die Erwartung der Berührung (oder dem Mangel daran) auf den Hormonstatus resp. die Neurotransmitter (zum Beispiel Dopamin/Oxytozin u.a.). Untersuchungen von Tiffany Field lassen keine Zweifel, dass Berührung signifikant auf die individuelle Schmerzverarbeitung, die Selbstheilungskräfte und das Wohlbefinden wirkt. “Bei allen von uns bis heute gemachten Experimenten, zeigt sich der positive Effekt der Massage als signifikant. Wir haben kein einziges Beschwerdebild untersucht – inklusive Krebs – bei welchem sich der Effekt des Wohlbefindens, der Beruhigung und der Schmerzlinderung nicht nachweislich gezeigt hätte.”

Embodiment – Wechselwirkung von Körper und Psyche

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Verwendet wird diese neuere Erkenntnis vor allem in der Klinischen Psychologie, welche Körper und Psyche als Ganzes versteht. Nach der Theorie des Embodiment stehen diese beiden in gegenseitiger Wechselwirkung. Der Hirnforschung ist es zu verdanken, dass der Körper eine gleichberechtigte Position als Mitgestalter von psychischen Prozessen einnimmt. Psychische Zustände drücken sich im Körper aus und Gleiches gilt in umgekehrter Richtung.

Das Embodiment entspringt verschiedenen wissenschaftlichen Zweigen mit jeweils unterschiedlichen Betrachtungsansätzen und Beweislagen. Die Psychologie als empirische Wissenschaft bezieht sich nebst der subjektiven Beobachtung vorallem auf Experimente der Sozialpsychologie. Diese zeigen eindrücklich, wie unumgänglich die oben beschriebenen Wechselwirkungen sind.

Im Sinne eines exemplarischen Beispiels möchte ich nachfolgend eines dieser Experimente (Quelle: Maja Storch, Embodiment), welches Bezug auf die Körperhaltung und Emotion nimmt, vorstellen: Unter dem Vorwand einer Untersuchung zu räumlichem Denken wurden zwei Gruppen gebildet, welche sich den entsprechenden (aber für die Studie schlussendlich irrelevanten) Tests unterziehen sollten. Nach deren Beendigung wurde behauptet, dass nun zusätzlich exakte Messungen über die Muskelaktivität nötig seien und die Probanden unter Aufsicht acht Minuten lang in einer ihnen zugewiesen Körperhaltung verharren müssten.

Gruppe 1 wurde in eine gekrümmte Körperhaltung gebracht, Gruppe 2 in eine aufrechte. Nach den acht Minuten bat die Versuchsleitung die Testpersonen zum nächsten Test. Die Aufgabe bestand darin, sich unlösbaren geometrischen Puzzles anzunehmen. Die Versuchsleitung wusste nicht, ob sie es mit einer Versuchsperson der gekrümmten Gruppe 1 oder der aufrechten Gruppe 2 zu tun hatte. Nun ging es um das Durchhaltevermögen bei einer frustrierenden Aufgabe. Gemessen wurde, wie viele Puzzleteile die Versuchspersonen von einem Stapel nahmen, bis sie frustriert waren und die Arbeit an einem Puzzle beendeten und zum nächsten übergingen. Das Ergebnis war eindeutig: Gruppe 1, die zuvor acht Minuten gekrümmt verharrt hatte, bearbeitete im Schnitt 10,78 Teilchen vor dem Wechsel zum nächsten Puzzle. Gruppe 2, die vorher aufrecht gesessen war, hielt im Schnitt 17,11 Teilchen durch.

Das Bemerkenswerte an dieser Studie ist die Tatsache, dass der Übertragungseffekt auf eine vorher eingenommene Körperhaltung auftrat. Körperhaltung und Puzzle wurden in unterschiedlichen Räumen durch unterschiedliche Versuchsleiter begleitet.

Dieses Experiment zeigt, dass die Selbstwahrnehmung des Gekrümmtseins eine Prädisposition mit sich bringt, die, wie im Beispiel der schwierigen Puzzle-Situation, Hilflosigkeits- und Versagensgefühle fördert.

Durch die gekrümmte Körperhaltung werden im psychischen System Themen wie Depression, Aufgeben und Mutlosigkeit aktiviert, welche dann in der Voreinstellung schneller zu entsprechendem Verhalten führt, als dies ohne jene Voreinstellung geschehen würde.

Der hier klar dargelegte Zusammenhang von Körper und Psyche ist eindrücklich und gleichzeitig erschreckend. Wie oft finden wir uns in einer gekrümmten Körperhaltung, vor allem dann, wenn es uns nicht gut geht, wenn wir uns niedergeschlagen fühlen und sowieso meinen, nichts mehr geregelt zu kriegen? Die wissenschaftlichen Belege, dass die Psyche nicht nur in der Körperhaltung sichtbar wird, sondern auch die Körperhaltung auf unsere Psyche wirkt, sollte uns alle in jeder Situation zu einer grundsätzlich aufrechteren Körperhaltung führen.

Wenn wir damit beginnen könnten, die Welt anders als bisher zu betrachten oder Denkprozesse anderes zu lenken, wenn es uns gelänge, nicht immer mit den gleichen Gefühlen auf dieselben Auslöser zu reagieren oder vielleicht auch nur eine andere Körperhaltung einzunehmen, so hätte das enormen Folgen für alles, was auf der „Baustelle Gehirn“ passiert. Dann würden nicht nur diejenigen neuronalen Verschaltungsmuster umgebaut, die an dieser neuen Leistung beteiligt sind, sondern ebenso auch alle anderen, die damit auf irgendeine Weise in Verbindung stehen.

Written by geraldine

September 19th, 2016 at 10:56 am

Achterbahn und Autofahrt: Das Schleudertrauma

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Beim Schleudertrauma handelt es sich um eine Verletzung (Beschleunigungstrauma) der Halswirbelsäule (HWS). Dabei können sowohl Knochen wie auch Weichteile verletzt sein. Ein Schleudertrauma wird meist durch einen Unfall ausgelöst. Durch einen von hinten auf die HWS einwirkenden Schlag oder durch einen starken Abbremsmechanismus (wie bei einem Auffahrunfall) kann die HWS verletzt werden. – Es kann sein, dass unmittelbar nach dem Unfall keine oder nur leichte Beschwerden spürbar sind.

Ein Schlag oder eine gewaltsame plötzliche Beugung oder Überstreckung (Distorsion) der Halswirbelsäule werden nicht nur durch den klassischen Auffahrunfall ausgelöst. Auch Kampfsportarten, Tauchen, Achterbahn- oder Autoscooterfahrten können zu solchen Unfällen führen.

Die Beschwerden, welche sich oft erst einige Stunden oder Tage nach dem Unfallereignis zeigen, wechseln sich mit kurzen beschwerdefreien Intervallen ab. Bei einem leichten Schleudertrauma können sich die Beschwerden nach ein paar Wochen bessern, bei einigen bleiben sie bestehen oder verstärken sich. Fast immer mit von der Partie sind Nacken- und Kopfschmerzen als auch Verspannungen in der Nackenmuskulatur. Ferner können weitere, teilweise diffuse Beschwerden wie etwa Schwindel, Ohrgeräusche, Gefühle von Instabilität und Empfindungsstörungen dazukommen.

Nach einem Unfall oder einer Prellung der Halswirbelsäule mit anschliessenden Beschwerden wie oben beschrieben rate ich Ihnen baldmöglichst einen Arzt aufzusuchen.

 

Allgemeine Massnahmen

Von Schonhaltung oder Tragen einer Halskrause über längere Zeit wird heute abgeraten, da es den Heilungsprozess eher verlängert als begünstigt. Versuchen sie baldmöglichst die normalen Alltagstätigkeiten wieder aufnehmen. Zur Entlastung kann ich ihnen folgendes empfehlen:

 

  • Kühle Wickel oder kühlende Gels gegen Schmerzen
  • Später wärmende Wickel gegen Verspannungen
  • Für ein paar Tage längeres Sitzen, Erschütterungen oder Tragen schwerer Lasten vermeiden

 

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

Um chronische Verspannungen zu vermeiden, ist eine vorübergehende Behandlung mit Schmerzmedikamenten meistens unumgänglich. Von der Selbstmedikation mit Schmerz- oder sogenannten Rheumamitteln über längere Zeit wird jedoch abgeraten.

Als Unterstützung resp. Vorbeugung einer Chronifizierung, werden körpertherapeutische Massnahmen empfohlen. Zum einen kann hier die klassische Physiotherapie helfen, zum anderen wurden mit der Craniosacral-Therapie (einer Form der Körperarbeit) sehr gute Erfolge erzielt. Sanfte Interventionen wie diese der Craniosacral-Therapie können sofort angewendet werden. Mit Massageanwendungen etwelcher Art sollten Sie vorerst warten. Ihr behandelnder Arzt wird Sie gerne aufklären!

 

Schmerz lass nach.

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Nackenverspannungen können den Alltag zur Qual machen. Sechs Tipps, womit selbst die härtesten Muskeln butterzart werden.

von Sarah Meili

Wer kennt es nicht: der Nacken ist steif, die Muskeln hart wie Granit und jede Bewegung schmerzt. Nackenverspannungen sind nicht nur unangenehm, sie können auch einen ganzen Rattenschwanz an Beschwerden nach sich ziehen. Denn je länger sie andauern, desto mehr werden die Auswirkungen im ganzen Körper spürbar. Kopfschmerzen, Fehlhaltungen, Bandscheibenprobleme und Atembeschwerden können daraus resultieren. Die Folgeerscheinungen ziehen ihrerseits wieder weitere Verspannungen nach sich und verschlimmern dadurch das ursprüngliche Problem. Wie also kann dieser Kreislauf von Verspannungen und Folgewirkungen durchbrochen werden?

 

Unter der Oberfläche: Ursachen erkennen

Eine falsche Bewegung, ein schwerer Koffer, ein abruptes Bremsmanöver – manchmal sind die Auslöser einer Verspannung eindeutig als solche zu erkennen. In diesen Fällen lösen sich die Muskeln meist nach einer kurzen Phase der Erholung von selbst. Bleiben die Beschwerden jedoch bestehen oder sind sie wiederkehrend, ohne dass eine identifizierbare Ursache vorzuliegen scheint, lohnt sich ein genauerer Blick auf die Lebensführung und -Umstände. Nackenverspannungen sind nämlich oftmals ein Warnsignal des Körpers und damit der physische Ausdruck eines nicht unmittelbar erkennbaren Problems.

Problem Dauerstress: Vom Kämpfen und Flüchten

Die häufigste Ursache für Nackenverspannungen ist eine konstant zu hohe Stressbelastung, welche zu starken Spannungen im Körper führt. Unser Alltag ist schnell und hektisch und hält unzählige Reize bereit, die ständig auf unsere Sinne einprasseln. Das beginnt bereits morgens, wenn wir das Haus verlassen. Werbetafeln, Verkehrslärm, E-Mails beantworten, Musik hören, Fahrplan prüfen, noch schnell Kaffee und Gipfeli gekauft und während dessen auf die Nachrichten des Tages geschielt – und wir haben noch nicht einmal die Bushaltestelle erreicht. Durch all diese Reize werden konstant Informationen über das Nervensystem an unser Hirn weitergeleitet. Mit der Verarbeitung dieser Informationen wird ständig überprüft, ob eine externe Bedrohung vorliegt, auf die reagiert werden muss. Der Körper schaltet vorsichtshalber in den sogenannten Flucht- oder Kampfmodus. Dabei wird die Muskulatur angespannt, um eine schnelle Reaktion auf drohende Gefahren zu ermöglichen. Insbesondere die Muskelgruppen im Schulter- und Nackenbereich verspannen sich, denn sie würden im Falle eines Kampfes als erstes reagieren.

Um Nackenschmerzen und Verspannungen zu verhindern, solltest du achtsam durch den Alltag gehen und regelmässig prüfen, ob deine Muskeln angespannt sind. Du solltest bewusst  Entspannungsphasen in deinen Alltag integrieren, damit sich tiefgreifende Verspannungen gar nicht erst aufkommen.

Vom Problem zur Lösung: Mit diesen 6 Tipps werden deine Muskeln butterzart

1. Sportliche Betätigung

Ausreichend sportliche Aktivität ist für eine gesunde Muskulatur und das Lösen von Verspannungen essenziell. Korrekt ausgeführt, lockern Sportarten wie Radfahren, Schwimmen oder Yoga die Rückenmuskulatur. Mit gezieltem Muskelaufbau und Dehnübungen danach,  kann präventiv gegen Verspannungen vorgegangen werden.

2. Mit Wärme entspannen

Ein heisses Bad (nicht zu lange!) hilft, verspannte Muskeln zu lösen. Aroma-Öle oder Kräuter können diesen Effekt noch verstärken. Auch Sauna- oder Dampfbadbesuche unterstützen Psyche und Muskulatur dabei loszulassen. Wenn du keine Zeit für Wellnessstunden hast, können Cremes oder Wärmepflaster aus der Apotheke lokal gegen Verspannungen wirken und die altbewährten ‚Chriesisteisäckli‘ speichern zuverlässig Wärme und geben sie genau dort ab, wo du sie haben willst.

3. Richtig sitzen

Den Rücken gerundet, die Schultern hochgezogen, den Kopf nach unten gebeugt – wer den ganzen Tag in dieser Stellung vor dem Computer verbringt, braucht sich über Verspannungen nicht zu wundern. Geraten wird, die Wirbelsäule aufzurichten, einen 90 Grad Winkel an allen Übergängen schaffen (Fussboden – Füsse, Knie, Hüften, Ellbogen) und genügend Dehn- und Bewegungspausen einzulegen.

4. Auf der richtigen Matratze schlafen

Lass dich in einem Fachgeschäft für eine gute Matratze beraten. Zu weiche oder auch durchgelegene Matratzen führen dazu, dass sich die Wirbelsäule nachts durchbiegt. Dies wiederum führt zu Fehlbelastungen und Schmerzen. Auch der Lattenrost oder der Rahmen können die Qualität einer grundsätzlich geeigneten Matratze negativ beeinflussen und Verspannungen verursachen oder verschlimmern.

5. Achtsamkeit im Alltag

Die beste Prävention gegen Verspannungen ist Achtsamkeit. Versuch den Stress wahrzunehmen, der deine Verspannungen verursacht. Es ist normal, dass wir uns  den Belastungen nicht immer entziehen können. Wir sollten aber lernen, Pausen einzulegen, bewusst zu entspannen und Körper und Geist zu beobachten. Du kannst steuern, wann du sehr aktiv und mehr angespannt durchs Leben gehen möchtest und wann du bewusst loslassen, runterfahren und dich mit deinem Befinden auseinandersetzen willst. Entspannungsmethoden, wie Meditation oder Atemübungen können dir dabei helfen, besser auszuspannen.

 6. Gezielt den Körper loslassen

Das klingt einfach, doch für viele Leute wird das Loslassen der einzelnen Körperteile und vor allem der Kopf-, Schulter- und Kieferpartie zu einer echten Herausforderung. Viele Menschen haben ihr Körpergefühl verloren und nehmen ihre eigene Spannung gar nicht mehr wahr, weil sie ständig in der Anspannung leben. Eine gute Übung ist, wenn du in der Rückenlage deinen Kiefer und Nacken bewusst spürst und loslässt. Mit der Zeit hilft dir diese Übung, deine Muskulatur so zu entspannen, dass es gar nicht erst zu tiefgreifenden Verspannungen kommen kann.

 

Der Muskeltonus ist nicht zuletzt ein Spiegel der Seele. Länger andauernde psychische Anspannungen und ungelöste Probleme verlagern sich häufig in die Muskulatur unterhalb des rotierenden Kopfes. Probleme solltest du deshalb identifizieren, als solche anerkennen, annehmen und bewusst machen, in einzelne Baustellen herunterbrechen, dazu Lösungen finden und diese umsetzen. Der Austausch mit vertrauten Menschen oder Fachpersonen ist bei diesem Prozess äusserst hilfreich.

 

Sarah Meili

Praxis für Polarity und Traumaheilung
Zypressenstrasse 41
8004 Zürich

www.sarahmeili.ch

 

Nervenfluss und Schmerzen

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Schmerz ist eine wesentliche Erfahrung des Menschseins. Wie und warum wir leiden, ist ein komplexes Geschehen. Aristoteles ordnete Schmerzen nicht als etwas ein, das mit einem der fünf Sinne zu tun hat, sondern als das Gegenteil von Freude. Diese Sicht des Schmerzes als etwas, das die gesamte Person, inklusive die Emotionen miteinbezieht, wird von modernen Schmerzforschern wieder aufgegriffen. Descartes sah Schmerz als universelles Alarmsystem an. Die ist nützlich und die meisten Menschen verstehen Schmerz in diesem Sinne, aber es ist eine begrenzetes Paradigma. Im Moment findet eine Art Revolution statt bezüglich dessen, wie Neurowissenschaftler und Schmerzforscher die Erfahrung von Schmerz verstehen.

Nozizeptive Signale aus der Peripherie informieren über Gewebezerstörung, Entzündungen und mögliche Schäden. Die Erfahrung des Schmerzes ist jedoch davon abhängig, als wie gefährlich das Gehirn die nozizeptiven Signale einschätzt. Die nozizeptiven Signale treffen auf die ganze Person und eine bereits im zentralen Nervensystem kodierte Einschätzung von Prioritäten bezüglich Sicherheit. Bei chronischen Schmerzen findet leider die Schmerzerfahrung unabhängig von tatsächlichen Gewebeschädigungen statt – Schmerz wird eine schlechte Angewohnheit und ein festes Muster im Nervensystem.

Verfestigte Schmerzmuster können jedoch über das Nervensystem „umtrainiert“ werden. Im Rahmen der Körpertherapie und der Prozessbegleitung wird ein präzises, körperliches Erfühlen des gegenwärtigen Moments geübt. So findet ein neuer Zugang zu den Themen „Sicherheit“ und „Verkörperung“ statt. – Und die Form des Schmerzes wird sich verändern.

Morbus Bechterew: Mit pflanzlichen Mitteln neue und ergänzende Wege beschreiten

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Eine Therapie mit pflanzlichen Arzneimitteln ist auch bei Bechterew-Betroffenen sinnvoll. Die sogenannte Phytotherapie hilft jedoch nicht immer auf die Art und Weise, die man zunächst erwartet. Wichtig ist, dass sich Klienten auf diese Methode einlassen, zugleich aber auch weitere Therapien weiter verfolgen.

RETO BALIARDA, Schweizerische Vereinigung Morbus Bechterew

Géraldine May, die in Zürich eine Praxis für Körpertherapie und Prozessbegleitung führt, übersetzt die Phytotherapie als Pflanzenheilkunde. Bei dieser werden, abhängig von der Darreichungsform, verschiedene Extrakte der jeweiligen Pflanze verwendet. «Von der Wurzel bis zur Blüte wird kann alles aufbereitet und zubereitet werden», erklärt sie.

Meistens seien es «austherapierte» Patienten, die May aufsuchen. «Diese Patienten haben schon alle möglichen Therapien der Schulmedizin ausprobiert, ohne nennenswerten Erfolg». In dieser Situation beginnen viele Betroffene zu suchen und sehen dann die Phytotherapie als neue Option. Und tatsächlich, so die Therapeutin, ist die Phytotherapie vielfach erfolgsversprechend. «Ich schätze, dass bei rund 80 Prozent der Patienten eine Linderung der allgemeinen Beschwerden eintritt», ergänzt sie.

Trotz dieser Aussage ist Géraldine May weit davon entfernt, die Phytotherapie als die ultimative Methode anzupreisen oder diese über die Schulmedizin zu stellen. Ihrer Erfahrung nach kann eine Phytotherapie dann zum nachhaltigen Erfolg führen, wenn sie in Kombination mit körper- und prozessorientierten Therapieansätzen zum Einsatz kommt. Weiter nennt sie die Bewegungstherapie, Übungen zur Körperwahrnehmung, Psychologische Beratung oder auch Ernährungsumstellung als sinnvolle Ansätze. Und natürlich seien pflanzliche Arzneimittel nicht nur als Ersatz von Medikamenten gedacht, sondern auch als Ergänzung. Dies obschon es durchaus möglich ist, dass phytotherapeutische Therapien pharmazeutische Medikamente vollkommen ersetzen, wie dies zum Beispiel bei einer Behandlung von Depressionen der Fall sein kann.

Leiden einer Bechterew-Patientin erfolgreich therapiert

Ebenso wichtig ist es, vor Therapiebeginn mit den Klienten über deren Erwartungen zu sprechen und ihnen aufzuzeigen, welche realistischen Ziele erreicht werden können. Manchmal weiche dann auch der Therapieansatz von der ursprünglichen Vorstellungen der Klientin ab. Diesbezüglich erinnert sich Géraldine May an eine Bechterew-Betroffene, die bei ihr in Behandlung war. Nach einem Erstgespräch einigten sie sich, dass das primäre Ziel der Therapie nicht die Herabsetzung der entzündlichen Schmerzen sei. Vielmehr sollte durch psychisch stabilisierende Massnahmen ein anderer Umgang mit dem Schmerz angestrebt werden.

Die Patientin wurde mit einer Urtinktur und einem spagyrischen Notfallspray* behandelt. Weitere Abklärungen, die beispielsweise das geeignete Bad betrafen, führten dazu, dass sich die Klientin zusehends entspannen konnte und ihr passiver Widerstand gegen die Schmerzen aufgeweicht wurde. Géraldine May bemerkt dazu: «Für mich gilt die Formel: <Schmerz multipliziert mit Widerstand ergibt Leiden>. Bei der Therapie mit der Bechterew-Betroffenen sind die Schmerzen als solche zwar geblieben. Doch da ihr innerer Widerstand weitgehend beseitigt werden konnte, hatte sich auch ihr Leiden verringert.» Die Interaktion von Körper und Psyche führte zu einer gesteigerten Lebensqualität, in der die Schmerzen anders wahrgenommen und sich dadurch subjektiv verringert hatten. Denn Schmerz, so die Phytotherapeutin, sei eine Zusammensetzung verschiedener Komponenten.

Vertrauen ist wichtig

Mit dem erfolgreichen Therapie-Beispiel der Bechterew-betroffenen Frau unterstreicht Géraldine May auch, wie wichtig das gegenseitige Vertrauen bei einer Phytotherapie ist. Vertrauen habe einen enormen Einfluss auf den Therapieverlauf, der wegen der meist langsameren Wirkung oft länger dauert. «Ein Klient, der vertraut, fühlt sich sicherer. Und das Sicherheitsgefühl hat eine positive, entspannende Wirkung auf das vegetative Nervensystem», unterstreicht sie die Bedeutung. Umgekehrt führe eine Therapie mit pflanzlichen Arzneimitteln bei Patienten mit einer gleichgültigen oder ablehnenden Haltung kaum zum Erfolg. Es sei denn, das Vertrauen der Klienten kann rechtzeitig gewonnen werden. Ebenso wichtig für den Erfolg einer Phytotherapie sei die Eigenverantwortung des Klienten.

Nicht zuletzt wegen der grundsätzlich langsameren Wirkung kommt laut Gédaldine May die Phytotherapie längerfristig zum Einsatz. Es sei eine «Investition ins Leben».

*Als «Spagyrik» bezeichnet man die Aufbereitung von Heilmitteln nach den Methoden der Alchemie

Bluthochdruck – Der Wolf im Schafspelz

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Sie fühlen sich wohl, führen ein Leben wie die meisten anderen Menschen auch und haben keinen Grund zum Arzt zu gehen. Warum auch, wenn es Ihnen gut geht? Wahrscheinlich ist Ihnen der Begriff „Bluthochdruck“ nicht fremd. Doch genauso wahrscheinlich ist, dass Sie sich nicht damit befasst haben, denn es geht Ihnen gut. Warum also sollten Sie einen zu hohen Blutdruck haben?

Genau das ist das Problem und das ist der Grund, warum der Titel dieses Artikels „der Wolf im Schafspelz“ heisst. Bluthochdruck macht sich lange Zeit nicht bemerkbar. Uns ist weder schlecht, noch fühlen wir uns müde, noch haben wir ein komisches Kribbeln. Nichts, einfach nichts.

Die Hypertonie (lat. Bluthochdruck) ist zu einer echten Volkskrankheit geworden. Fast jeder vierte hat erhöhte Werte (140/90 und höher). Unterschieden wird zwischen der primären Hypertonie (80 – 90 Prozent aller Fälle) bei welcher die Ursache weitgehend unbekannt ist und der sekundären, welcher meist Nieren- oder hormonelle Erkrankungen zu Grunde liegen.

Bluthochdruck ist einer der Risikofaktoren für Arteriosklerose bzw. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Herzschwächen. Seine auslösenden Faktoren werden meist zuerst in einer ungesunden Lebensweise gesucht: Übergewicht, Bewegungsmangel, Stress und Anspannung. Eine Hypertonie verläuft schleichend, bleibt lange unbemerkt und zeigt sich, über die Monate und Jahre hinweg mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Gesichtsrötung durch Blutfülle im Kopfbereich, Schwindelgefühl, Kurzatmigkeit, Sehfeldveränderung der Augen oder auch Ohrensausen. Die gravierendsten Komplikationen sind der Herzinfarkt und der Schlaganfall.

Ziel einer Behandlung des Bluthochdrucks ist nicht nur dessen Senkung, sondern vor allem die Prävention betreffend Herz- und Gefässerkrankungen.

Naturheilkundliche Massnahmen, die unterstützen, vorbeugen und blutdrucksenkend wirken:

  • Autogenes Training, Qi Gong, Yoga oder Formen der Körperarbeit, resp. Therapie
  • Eine gute Massage kann zur inneren Entspannung beitragen, vor allem, wenn Ihr Bluthochdruck durch Stress bedingt ist
  • Schröpfen wirkt beruhigend und regt, genau wie die Massage, die Durchblutung an
  • Unterstützend wirkt die Kneipp-Wassertherapie: kalte und wechselwarme Anwendungen (Wechselduschen), Arm- und Fussbäder (bewirken eine zentrale Kreislaufentlastung) und ein gemässigtes Ausdauertraining wie Wandern, Schwimmen oder Radfahren.
  • Die Schlangenwurzel in Form von Spagyrik (Rauwolfia serpentina) ist das stärkste pflanzliche Bluthochdruckmittel. Die Mistel ist gut bei „labilem“ Bluthochdruck. Auch Knoblauch und Knoblauch-Kapseln sind allgemein zu empfehlen. So wie der Weissdorn, der sich bei bestehenden Herzschwächen sehr bewährt hat.

Selbstverständlich sind die erwähnten Möglichkeiten nur allgemeine Tipps, die zusätzlich unterstützen, falls Sie sich bereits in Behandlung befinden. Ist dies nicht der Fall, lohnt es sich, eine individuelle Therapie mit abgestimmten Mitteln zusammenzustellen. Jeder Mensch ist anders und das trifft auch auf den Bluthochdruck zu. Dieser Tatsache muss durch ein Einzelgespräch Rechnung getragen werden.

Falls Sie kein eigenes Messgerät besitzen, können Sie den Blutdruck bei Ihrem Hausarzt oder in der Apotheke überprüfen lassen. Denn vorbeugen ist besser als heilen.