«Hier und Jetzt»: der Blog

Körpertherapie, Prozessbegleitung, Stressbewältigung

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Wer eilt erreicht als erster das Grab.

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(Spanisches Sprichwort)

Schnelle Orte, schnelle Firmen, schnelle Menschen. Das Lebenstempo hat weitreichende Konsequenzen für die Lebensqualität. Es beeinflusst die körperliche und seelische Gesundheit der Menschen und des sozialen Wohlbefindens. Aber diese Konsequenzen spalten sich häufig in Plus- und Minuspunkte auf. Jedes Tempo hat Vor- und Nachteile.

Mitte der fünfziger Jahre dieses Jahrhunderts bemerkten zwei Herzspezialisten in San Francisco, Meyer Friedman und Ray Rosenman, dass die Herzpatienten in ihrem Wartezimmer angespannter wirkten, als andere Patienten. Genauer gesagt hatten Friedman und Rosenman diese Erkenntnis einem Polsterer zu verdanken, der sie auf die merkwürdige Tatsache hinwies, dass die Stühle in ihrem Wartezimmer lediglich vorn an den Kanten der Sitze abgewetzt waren. Einer spontanen Eingebung folgend leiteten sie ein Untersuchungsprogramm in die Wege, um die bis dahin nahezu unerforschte Frage zu prüfen ob seelischer Stress signifikant zur Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarktes beitragen könnte.

In einer ihrer ersten Untersuchungen prüften Friedman und Rosenman den Cholesteringehalt im Blut von Steuerbeamten von Januar bis Juni. Deren Essverhalten und das Pensum an Bewegung änderte sich in dieser Zeit nicht. Aber in den ersten beiden Aprilwochen, als der Abgabetermin für die Einkommensteuererklärung – der 15. April – und der damit verbundene Stress näherrückten, stieg ihr durchschnittlicher Cholesterinspiegel sprunghaft an, und die Neigung zu Blutgerinnseln nahm zu. Im Mai und Juni waren die Werte wieder auf ihren normalen Stand gesunken.

Die beiden Herzspezialisten schlossen daraus, dass manche Menschen in einer selbsterzeugten Haltung chronischer innerer Spannung leben. Die stressgeplagten Patienten in ihrem Wartezimmer fühlen sich immer wie die Steuerbeamten Mitte April.

Bei Menschen die immer unter Zeitdruck stehen, getrieben sind und sich konkurrenziert fühlen, ist die Wahrscheinlichkeit an einer Herzkrankheit zu erleiden siebenmal höher als anderen Menschen (Levine, 1999). Ein von Eile geprägtes Lebenstempo, schnelles gehen und essen, wenig Geduld und sogenanntes „Multitasking“ gehören zu den Elemente, die Sie zwar „erfolgreich“ (dieser Begriff ist sehr relativ zu verstehen) aber auch hellhörig machen sollten.

Ja, wir leben in einer Zeit in welcher alles schneller gehen soll. Und das ist nicht nur schlecht. Ein hohes Tempo gibt uns das Gefühl von Vitalität und Dynamik, eventuell auch ein Gefühl von Sinn und Erfüllung. Geniessen Sie also die Zeiten in welchen Ihnen die „temporeichen Herausforderungen“ Spass machen und Befriedigung geben. Aber bleiben Sie auch ehrlich: Ab und zu innehalten hat noch nie jemandem geschadet.

 

Written by geraldine

November 9th, 2017 at 1:02 pm

Stressbewältigung – Der Körper braucht Anspannung ebenso wie Entspannung

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Die Scheu vor Körperlichkeit scheint trotz allen Fortschritts in unserer medizinischen Kultur noch weit verbreitet zu sein: Der Körper soll beherrschbar sein und mit immer besseren Instrumenten und Medikamenten gesteuert und repariert werden. Manchmal ist das notwendig und sinnvoll. Was dabei jedoch verloren geht, ist die Fähigkeit, instinktives Wissen darüber was uns gut tut und was nicht, einzusetzen. Frühzeitige Warnsignale des Körpers werden nicht mehr erkannt oder auch ignoriert. Erst wenn der Magen schon wieder brennt, die Panikattacken das Leben einengen oder die Rückenschmerzen die tägliche Arbeit unmöglich machen, wollen wir handeln.

Eine bessere Selbstwahrnehmung und das Vertrauen in den Sinn der eigenen körperlichen Regungen zu stärken, ist ein wichtiger Aspekt der Körpertherapie. Dies geschieht vor allem über Gefühle und Empfindungen und weniger über den Intellekt. Ähnlich wie ein Kleinkind, das Berührung, Bewegung und Spiegelung braucht, um zu erfahren, wer es ist und was es kann, kann auch der erwachsene Mensch sein Selbst-Verständnis wieder neu entwickeln und trainieren. Viele Krankheiten, Beschwerden und Stimmungen entwickeln sich über stressauslösende Erfahrungen. Zumeist sind diese nicht in unserem Bewusstsein. Doch der Körper vergisst nicht. Positive wie auch negative Erfahrungen bleiben als Körpererinnerung in Form von Gefühlen, Spannungszuständen, Ahnungen oder inneren Bildern gespeichert.

Eine fundierte Körpertherapie führt Sie deshalb behutsam in eine Art vorsprachliche Empfindungswelt zurück. Der Körper kann so seine Art zu reagieren neu erkunden. Diese Körper-Selbst-Erfahrung regt Ihr System dazu an, bewusst und vegetativ wieder auf seine ureigenen alten, „gesunden“ Reaktionsweisen zurück zu greifen. So kann die Selbstregulierung des Körpers wieder erwachen und Stress verursachenden Konflikten kann auf andere Art begegnet werden.

 

Die physiologische Basis: Der Körper braucht Anspannung ebenso wie Entspannung

Stress ist auf vielfältige Weise fester Bestandteil unseres Lebens: Hunger verursacht Stress, Kälte und Hitze machen Stress, Einsamkeit sowie unerfüllte Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit sorgen für Stress. Und ebenso leiden wir unter Stress, wenn wir den Arbeitsplatz verlieren, wenn wir uns streiten, den Tod eines Partners verkraften müssen oder mit anderen traumatisierenden Erlebnissen konfrontiert sind. Stress kann krank machen und Krankheit bedeutet für den Körper ebenfalls Stress. Unser Körper reagiert darauf mit der Ausschüttung so genannter Stresshormone. Diese waren zu Urzeiten des Menschen u. a. dazu da, die Energiereserven des Körpers etwa für die Flucht vor oder den Kampf mit einem wilden Tier zu mobilisieren.

Stresshormone sind in der Lage, einen Menschen für eine bestimmte Zeit über sich und seine Kräfte hinaus wachsen zu lassen. Ebenso vermögen sie es, ihn in die Starre eines erjagten Tieres zu versetzen.

Sofern nach besonderen Belastungen Phasen der Entspannung, des Wohlfühlens oder des Geniessens einsetzen können, kann unser Organismus von Zeit zu Zeit mit Stressbelastungen durchaus gut umgehen. Schwierig wird es dagegen, wenn Konflikte chronisch ungelöst bleiben. Dann nämlich werden Stresshormone nicht mehr abgebaut sondern fortwährend neu ausgeschüttet. Auf diese Weise versetzen sie den Körper in den Alarmzustand andauernder Über- oder Unterspannung. Der Körper lebt unter Dauerstress viel zu lange Zeit über seine Kräfte oder leidet unter zu wenig Antrieb. Dabei verfestigen sich körperliche und geistige Haltungen, die den Zweck haben, alte Schmerzen, seelische Verletzungen oder andauernde Verspannungen nicht mehr in aller Tragweite zu spüren. Es entstehen innere und äussere Schonhaltungen, die uns längerfristig aus dem Gleichgewicht bringen und psychische oder psychosomatische Beschwerden auslösen.

 

Stressbewältigung durch Körpertherapie

Mittels der Körpertherapie finden Sie Möglichkeiten, zur Stressbewältigung. Entspannung und Gelassenheit (wieder-)zuerlernen können dabei ebenso wichtig sein wie die Entdeckung von Neugierde und Begeisterung. Die Wiederherstellung eines gesunden physiologischen und psychischen Gleichgewichts bedeutet, das „Zuviel“ zu mindern das „Zuwenig“ zu stärken.

 

Written by geraldine

Oktober 10th, 2017 at 1:48 pm

Biodynamische Craniosacral-Therapie

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Der therapiebeschreibende Begriff craniosacral stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Schädel-Kreuzbein. Wie es die Übersetzung schon sagt, werden bei dieser Form der Körperarbeit sanfte Handgriffe und Interventionen im Bereich des Schädels und des Kreuzbeines ausgeführt.

Die Craniosacral-Therapie, eine aus der Osteopathie abgeleitete und weiterentwickelte Behandlungsform (William Garner Sutherland, 1873 – 1954), beruht unter anderem auf der Annahme, dass die rhythmischen Pulsationen der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit sich auf die äusseren Gewebe und Knochen übertragen und ertasten lassen. Die Einzelknochen des Schädelswerden als gegeneinander beweglich angesehen.

Durch Berührung von Kopf und Rücken sammelt der Therapeut Informationen über mögliche Blockaden und wirkt auf Funktionseinschränkungen direkt am Körper ein sowie indirekt auch auf Membrane innerhalb des Schädels und auf die harte Hirnhaut. Dieses Vorgehen verbessert den „Primär-Rhythmus“ und reaktiviert die immer vorhandene Gesundheit. Dadurch können Beschwerden gelindert und die Lösung seelischer Traumata unterstützt werden.

Die Theorie von den losen Verbindungen der Schädelknochen und von dem Pulsieren der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit widerspricht dem aktuellen Stand der medizinischen Forschung. Aus Sicht der Erfahrungsmedizin hingegen ist die Wirksamkeit der Craniosacral-Therapie unbestritten. Besonders bei Kindern mit schweren Geburtsverläufen und bei Erwachsenen mit HWS-Distorsion (Schleudertrauma) und wiederkehrender Migräne sowie Kopfschmerzen werden immer wieder sehr gute Resultate erzielt. Dies trotz der Tatsache, dass es selbst erfahrenen Therapeuten nicht möglich ist, erfolgreiche Behandlungen rational zu erklären.

Die Craniosacral-Therapie hat gemäss Lehrbuch und Klientenerfahrungen bei folgenden Beschwerden gute Resultate erzielt:

  • Schleudertrauma
  • Psychische und physische Traumata
  • Chronische Schmerzen
  • Kopfschmerzen / Migräne
  • Probleme an Muskulatur und Bewegungsapparat
  • Postoperative Beschwerden

 

Die eigentliche Behandlung ist ausserordentlich sanft und angenehm. Klienten nehmen diese Therapieform als entspannend und auch beruhigend wahr. Nach einem Erstgespräch zwischen Klient und Therapeut, das in der Regel mehr Zeit in Anspruch nimmt als die darauf folgenden Behandlungen, legt sich die zu behandelnde Person bekleidet auf eine Massageliege. Der Beginn der Behandlung variiert nach Situation und Beschwerdebild. Ein Abtasten entlang der Wirbelsäule mit leicht dosiertem Druck reicht, um Stauungen, Blockaden und Verspannungen zu lokalisieren. Mithilfe feiner Grifftechniken werden diese gelöst. Ziel einer jeden Behandlung ist das Wiederherstellen des craniosacralen Rhythmus (Primärrhytmus). Nach dem Erstgespräch sollte pro Sitzung eine Stunde eingerechnet werden. Da die craniosacrale Therapie eine Methode der Körperarbeit ist, wird während der Behandlung weitgehend auf ein Gespräch verzichtet. Wie oft die Behandlung wiederholt wird, ist vom jeweiligen Beschwerdebild abhängig und muss daher individuell definiert werden. Die besten Erfahrungen werden gemacht, wenn nach der Stabilisierungsphase eine so genannte Erhaltungsphase folgte. Die in relativ kurzen Intervallen (alle drei bis sieben Tage) erfolgte erste Behandlungsphase wird langsam reduziert und findet im Sinne der Prävention danach noch etwa alle zwei bis vier Wochen statt.

Die Craniosacral-Therapie ist bei Menschen jeden Alters und jeden Gesundheitszustandes sehr gut anwendbar.

 

Willkommen im Hier und Jetzt – Vom Umgang mit Schmerzen

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Viele von uns haben, bedingt durch unsere Lebensumstände, Gelassenheit und Achtsamkeit verloren (oder auch nie gehabt). Wir reden schnell, handeln schnell und unsere Gedankenkarussell halten uns vom Schlafen ab. Getrieben von Gedanken und gepeinigt von Schmerzen – Alltag der westlichen Gesellschaft. Aber es kann auch anders sein!

 

Am Universitätsklinikum Freiburg wurde anhand verschiedener Studien mit chronischen Schmerzpatienten nachgewiesen, dass sich das Schmerzempfinden der Patientinnen und Patienten um ein Vielfaches verbessert, wenn sie an einem achtwöchigen Gruppen- oder Einzelkurs in achtsamkeitsbasierender Stressbewältigung (MBSR) teilnahmen. Sie übten sich in Meditation, Körperwahrnehmung und Yoga und lernten dabei, anders mit ihren physischen Symptomen umzugehen. Dieselben physischen Zustände wurden anschliessend als wesentlich weniger wahrgenommen. Bei einer Kontrollgruppe, die lediglich Entspannungsübungen machte und psychologisch begleitet wurde, hatte sich das Schmerzempfinden kaum verändert. Es waren also die Wahrnehmungs- und Achtsamkeitsübungen, die den Schmerzpatienten zu einem besseren Lebensgefühl verhalfen. Sie ermöglichten ihnen, dieselben physischen Zustände anders zu bewerten. Die Patientinnen und Patienten eroberten sich durch die Aufmerksamkeitsübungen die Freiheit zurück, ihre Körperwahrnehmungen nicht unmittelbar als Schmerz interpretieren zu müssen (Knapp, 2008).

Der Leiter des Freiburger Forschungszentrums, Stefan Schmidt, erläuterte das Ergebnis mit folgender Formel: Leiden = Schmerz x Widerstand. Sogar chronischer Schmerz ist also keine rein physische Angelegenheit. Diese Aussage ist sehr deutlich. Ein Schmerz führt zu physischer und psychischer Anspannung, je grösser diese wird, desto intensiver zeigt sich der Schmerz. Die spiralförmige Aufwärtsbewegung führt irgendwann zu daraus resultierendem Leiden. Egal wie intensiv und langanhaltend sich Schmerz und / oder Anspannung zeigt; wenn eine Aufwärtsbewegung möglich ist, gibt es auch eine Abwärtsbewegung:

Ein bewusstes Sein im Hier und Jetzt ist ein zentraler Aspekt in der Stressbewältigung. Dies erfolgt nicht über irgendeine abgehobene Art von Heilkunst, sondern über das eigene Körpergewahrsein. Lernen wir unsere körperlichen Empfindungen (wie etwa Druck, Enge, Leere, Dichte, fliessen, kribbeln etc.) zu benennen, schafft dies eine sichere Verbindung zur Gegenwart. Die Wahrnehmungen auf besagter Ebene entsprechen jenen des limbischen Systems und somit den Wahrnehmungen unserer Urinstinkte. In dem wir diesen Empfindungen wieder Raum geben und über die Zeit lernen, sie schnell und präzise zu benennen, erfahren wir so etwas wie ein „Wieder-angeschlossen-sein“, eine Entschleunigung und ein besseres Gefühl für uns selbst.

 

Written by geraldine

August 25th, 2017 at 1:16 pm

Wer einen Unterschied zwischen Leib und Seele macht, besitzt keines von beiden.

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(Oscar Wild)

Das Wort „Körper“ beschreibt sowohl das in Erscheinung tretende Material eines Menschen oder Tieres als auch den Organismus eines Lebewesens im biologischen Sinne. Möchten wir hingegen eine lebendige Beschreibung mit Betonung auf Körpergefühl und Körperbewusstsein, so läge der Begriff „Leib“ wesentlich näher. Wie kommt es also, dass wir unseren „Seelentempel“ nur noch mit einem materie-beschreibenden Wort bezeichnen?

Menschen haben sich selber und ihre Mitmenschen schon immer auf Ähnlichkeiten und Unterschiede hin betrachtet. Sie suchten und fanden Hinweise und Zeichen sowohl für Gesundheit als auch für Krankheit und begannen die Erscheinungen zuzuordnen.

Im 16. Jahrhundert begann man zum ersten Mal, systematische Leichenöffnungen durchzuführen. Die ursprünglich nur subjektiv erlebbaren Phänomene des Leibes wurden seither in der beschriebenen Anatomie völlig neu geordnet. Das bis dahin „unbekannte Innere“ wurde durch den neuen ärztlichen Blick zum begreifbaren und verständlichen Mechanismus. Die Folge dieses Wissens war die komplette Trennung der bis dahin synonymen Begriffe Leib und Leben. Neu tritt der Ausdruck „Körper“ an die Stelle von „Leib“ (lat. „Corpus“: Masse, Leichnam).

Der Körper wird zu einem Objekt der Forschung, Einteilung und klar rationalen Definition. Der in dieser Weise angegriffene und bis dahin verstandene Leib verliert seinen ursprünglichen, sakralen Charakter und wird zur hochkomplexen Maschinerie. Eine neue Übersichtlichkeit und ein Verstehen des Gesamtorganismus machen den Körper „durchschaubar“.

Der „von aussen“ als Objekt betrachtete Körper verdrängte immer mehr den „von innen“ erlebten Leib. Morris Berman, ein Wissenschaftshistoriker, zieht eine interessante Parallele zum „Spiegelkörper“. Ihm zufolge gelang es im 16. Jahrhundert venezianischen Glasbläsern erstmals Spiegel, in Massen zu produzieren. Die Eigenbeobachtung der Menschen war bis dahin eher zufällig und basierte primär auf dem im Wasser gezeigten Spiegelbild. Dass dieses Gut nun plötzlich für alle zugänglich und erschwinglich war, veränderte die Eigenwahrnehmung des Menschen nachhaltig. Das eigene Gesicht wie auch der Körper waren wiederholbar anzuschauen und zu begutachten. Damit wurde der Blick sich selbst und auch anderen gegenüber wesentlich bedeutsamer und kritischer. Das neue Eigenverständnis ging mit der gesamten Entwicklung des Individuums in der Renaissance einher. Richtige Verhaltensweisen und Manieren gewannen zusehends an sozialer Wichtigkeit. Der eigene „Spiegelkörper“ wurde als äusserlich sichtbares Pendant des eigenen Inneren verstanden, der Körper als „Spiegel der Seele“. Gesteigerte Körperkontrolle entwickelte sich zu einem wichtigen gesellschaftlichen Instrument des selbstbewussten und wertgesteigerten Individuums.

Seymour Fisher, ein Pionier der modernen Erforschung des Körperbildes („body image“) verweist darauf, dass die unmittelbare Erfahrung des eigenen Körpers erhebliche Auswirkungen auf unseren sozialen Umgang hat. Interessant sind solche Studien vor allem darum, weil sie beweisen, dass die „oberflächliche Selbsterkenntnis“ – hervorgeführt durch das eigene Spiegelbild, und den damit verbundenen Vergleich zu anderen – mehr Zweifel als Genugtuung auslösen. Das sich-beobachten-können und die eigene Vorstellung über die aktuelle Spiegelung beim vis-à-vis kann die Bewegung „weg vom Leib hin zum Körper“ zusätzlich verstärken. Eine Wahrnehmung, welche sich weg vom Gesamten hin zum Visuellen bewegt hat, macht es immer schwieriger, im Sinne eines Ganzen bei sich zu bleiben.

 

Written by geraldine

Juli 10th, 2017 at 1:07 pm

Körpertherapie – Gesundheit fördern

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Was ist eigentlich Körpertherapie? Wie das Wort schon vermuten lässt, handelt es sich hier um Therapieformen welche sich mit unserem Körper beschäftigen.

Theoretisch gehören die Physiotherapie und Massagepraktiken ebenfalls dazu, praktisch wird an dieser Stelle aber eine Unterscheidung zu jenen Formen gemacht, welche sich nebst den rein körperlichen Symptomen auch um jene der Psyche kümmern, also ganzheitlich sind. Wenn Sie an dieser Stelle meines Artikels die Nase rümpfen und glauben, dass es gleich mit „esoterischen“ Weltanschauungen weitergeht, kann ich Sie beruhigen. Dank den vielschichtigen Forschungen Seitens der Neurowissenschaft, wissen wir heute, dass alle psychischen Vorgänge unmittelbaren Einfluss auf unsere körperlichen ausüben und umgekehrt.

Konkret heisst das, dass eine Massage sehr wohl einen Bezug zu unserem seelischen Wohlbefinden hat, wenn auch die Absicht des Massierten eine andere sein mag.

Nichts desto trotz ist der Rahmen, in welchem eine Körpertherapie stattfindet in der Regel ein anderer als während einer Massage. Das begleitende Gespräch spielt hier eine tragende Rolle und Prozesse werden in einer konstruktiven Form unterstützt.

 

 „Die einzige Möglichkeit zur Veränderung liegt im Hier und Jetzt!“

 

Vor allem chronische Leiden, diffuse Krankheitsbilder oder aber auch lebenseinschneidende Erlebnisse und Diagnosen, können Mittels solcher Formen von Therapie gut behandelt werden. Dabei geht es nicht um eine „Wunderheilung“, sondern um Linderung der Beschwerden und das Finden eines neuen, lebens- und gesundheitsbejahenden Aspektes. Ein verbessertes Körpererleben ermöglicht eine rasche Steigerung der Lebensqualität auf psychischer und psychosomatischer Ebene. Um das zu erreichen ist es notwendig, den Körper als Teil von uns wahrzunehmen, auf ihn zu hören und ihm Beachtung zu schenken.

Die eigentliche Behandlung ist ausserordentlich sanft und angenehm. Klienten nehmen diese Therapieform als entspannend und auch beruhigend wahr. Nach einem Erstgespräch zwischen Klient und Therapeut, das in der Regel mehr Zeit in Anspruch nimmt als die darauf folgenden Behandlungen, legt sich die zu behandelnde Person bekleidet auf eine Massageliege. Der Beginn der Behandlung variiert nach Situation und Beschwerdebild. Ein Abtasten entlang der Wirbelsäule mit leicht dosiertem Druck reicht, um Stauungen, Blockaden und Verspannungen zu lokalisieren. Mithilfe feiner Grifftechniken werden diese gelöst. Durch subtile Berührung im Dialog mit Ihrem System können sich Störungen, die oft auch auf alte Körpermuster und Traumatisierungen zurückzuführen sind, in den feinen Bewegungen von Knochen, Membranen und Flüssigkeiten zeigen und mit der innewohnenden Ordnung wieder in Einklang kommen. Nach dem Erstgespräch sollte pro Sitzung eine Stunde eingerechnet werden. Wie oft eine Behandlung wiederholt wird, ist vom jeweiligen Beschwerdebild abhängig und muss daher individuell definiert werden. Die besten Erfahrungen werden gemacht, wenn nach der Stabilisierungsphase eine so genannte Erhaltungsphase folgte. Die in relativ kurzen Intervallen (alle zwei bis sieben Tage) erfolgte erste Behandlungsphase wird langsam reduziert und findet im Sinne der Prävention danach noch etwa alle zwei bis vier Wochen statt.

 

Stress. Eine individuelle Reaktion.

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Wir alle kennen Stresssituationen: Eine hohe Belastung am Arbeitsplatz, privates Engagement, finanzielle Verpflichtungen; manchmal wird es einfach zu viel. Aber es gibt auch Momente in welchen wir das Gefühl von Stress zu empfinden obwohl es keine rationalen Gründe dafür gibt. Warum ist das so und was steckt dahinter?

Alle unsere Erfahrungen, positive wie auch negative, lösen sich nicht in „Luft“ auf, sondern addieren sich zu gespeicherten Gedächtnisinhalten in sogenannten Nervenzell-Netzwerken. Diese wiederum werden teilweise unbewusst abgerufen.

Im Moment der Ausrufung des Alarmsystems setzt im Grosshirn und im limbischen System eine massive Aktivierung von Genen ein. Die zuerst aktiven Gene gehören zur Gruppe der Sofortreaktionsgene, deren Produkte nach dem Schneeballsystem innerhalb der Zelle dann weitere Gene aktivieren.

Nervenzellen, die während einer Gefahrensituation aktiviert werden und bestimmte Gene anschalten, tun etwas für deren Selbsterhaltung. Die Proteine, die im Rahmen der Aktivierung von Genen hergestellt werden, dienen den Nervenzellen als Wachstumsfaktor und verstärken die Kontaktstellen, mit denen die Nervenzellen untereinander vernetzt sind.

Stellen Sie sich diese Nervenzellverbindungen einfach als einen dünnen Faden vor. Wird diese Verbindung immer wieder aktiviert, so wird sie stärker. Aus einem dünnen Faden wird ein dickes Seil.

Diese Nervenzell-Netzwerke werden somit als Folge ihrer Tätigkeit stabilisiert. Diese sind bedeutsam: Wenn sich alarmierende Erfahrungen oder Niederlagen im Leben eines Menschen häufen, werden die darauf spezialisierten Nervenzell-Netzwerke die Oberhand gegenüber anderen Netzwerken bekommen, deren Spezialität darin besteht, die Chancen und Bewältigungsmöglichkeiten einer Situation zu erkennen.

Einschneidende oder oft wiederholte Vorerfahrungen von Gefahr, Niederlage, Angst und Flucht verändern neuronale Netzwerke also in der Weise, dass Interpretation künftiger neuer Situationen Interpretationen die Oberhand haben, die wiederum in die gleiche Richtung gehen.

Eine solche Entwicklung aufzuhalten oder rückgängig zu machen ist eine der wichtigsten Aufgaben der Gesprächs- und Körpertherapie.

Nicht nur unsere ersten Lebensmonate, sondern auch jene im Mutterleib prägen unser hormonelles System. Ist eine Frau während der Schwangerschaft unter psychischem oder physischem Stress, wirkt sich das direkt auf das Stresssystem des Ungeborenen aus. Ist nach der Geburt genügend mütterliche Zuwendung durch Berührung und Nähe vorhanden, wird das Stress-Gen deutlich weniger aktiviert.

Die grosse Unterschiedlichkeit individueller Vorerfahrungen hat zur Folge, dass die Reaktion der neurobiologischen Stresssysteme von Person zu Person sehr verschieden ist. Untersuchungen haben gezeigt, dass Personen welche dem gleichen Ausmass an Stressintensität ausgesetzt sind, in der körperlichen Verarbeitung sehr unterschiedlich reagieren. Ebenfalls haben Untersuchungen an Zwillingen eine individuelle Stressreaktion gezeigt. Der Umgang mit Stress ist also nicht genetisch und somit nicht vererblich. Das verstärkt die Bedeutung der individuellen Vorerfahrung.

Dass zwischenmenschliche Bindungen die biologischen Stresssysteme schützen, gilt nicht nur für das Kind, sondern auch im späteren Leben. Bindungen und soziale Unterstützung haben sich in zahlreichen Studien als einer der wichtigsten Schutzfaktoren gegenüber extremen Ausschlägen der biologischen Stressreaktionen erwiesen.

Diese Erkenntnisse der Neurowissenschaft mögen schockierend sein, beinhalten aber auch die Chance zum Bewussten Handeln und Erleben. Das wirksamste Mittel für einen guten Umgang mit Stress sind also Begegnung, Beziehung und Berührung.

 

Krebserkrankung als Diagnose

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Die Diagnose einer Krebserkrankung ist immer ein Schock. Nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die Angehörigen. Das ganze Lebensgefüge scheint auf einmal im Ungleichgewicht zu sein. Man weiss weder ein noch aus. Eine solche Erstreaktion ist völlig normal. Deshalb sollte versucht werden, diese Gefühle, mögen sie noch so extrem sein, zuzulassen.

Die meisten Familien sind, vor einer solchen Diagnose, völlig unwissend in Bezug auf eine solche Krankheit, Behandlungsmöglichkeiten und den entsprechenden Umgang. Oftmals ist zu beobachten, dass man eine Therapie, so wie es der Arzt vorschlägt, möglichst schnell hinter sich bringen will, damit man „die Krankheit los ist“ und sich wieder dem so lieb gewonnen Alltag zuwenden kann. Es ist normal, dass die „Vogel Strauss-Taktik“ angewendet wird, denn es könnte ja sein, dass alles nur ein böser Traum ist.

Leider lässt es sich nicht umgehen, einen persönlichen Prozess zu durchlaufen. Und dies gilt für alle Mitglieder der Familie. Dabei darf nicht ausser Acht gelassen werden, dass nicht nur der Betroffene gefordert und von Ängsten geplagt wird, sondern auch das unmittelbare Umfeld. Man könnte sagen, dass die Familie „Co-erkrankt“. Dieser Begriff ist aus der Suchttherapie entliehen und beschreibt Personen, die dem Erkrankten nahestehen und sich mit ihm und seiner Krankheit identifizieren resp. solidarisieren.

Geht man vom Beispiel eines Ehepaares aus, wo die Frau an Krebs erkrankt. Es ist häufig folgendes Muster zu erkennen: Die Frau ist verzweifelt, hat Angst und sucht Halt. Der Mann hingegen versucht die Existenz zu erhalten. Er versucht den Alltag zu regeln und mit organisatorischen Mitteln weiter zu funktionieren. Damit das gelingt, darf er seinen Gefühlen keinen freien Lauf lassen, denn sonst verliert er die Kontrolle und entspricht nicht seinen (sich selbst gesetzten) Anforderungen und seinem Denken, einem „sorgenden Ehepartner“ gerecht zu werden. – Die Frau hingegen sehnt sich nach Zuneigung, gemeinsamer Zeit, Gesprächen und Geborgenheit. Diese Bedürfnisse können nicht durch die funktionalen Gebärden des Mannes gedeckt werden. Es lässt sich hier einfach erkennen, dass eine solche Problematik auf die Andersartigkeit zwischen Mann und Frau und deren Rollenverständnis zurückzuführen ist. Die Diagnose einer Krankheit wie Krebs ist also nicht nur eine körperliche Herausforderung, sondern auch eine grosse Herausforderung für jedes Paar.

Auch wenn es zu Anfang genügend Zeit für die Verarbeitung einer solchen Diagnose braucht, so soll doch nicht zu lange auf professionelle Hilfe verzichtet werden. Beide Parteien brauchen einen Gesprächspartner, brauchen Raum um ihren eigenen Gefühlen und Sorgen Luft zu machen, und wo er/sie im Mittelpunkt des Gespräches stehen. Durch eine therapeutische Begleitung, sei dies in Einzel- oder Paarsitzungen, können die gegenseitigen Vorwürfe minimiert resp. relativiert und das Verständnis für den Partner maximiert resp. optimiert werden. Hier sollte noch einmal darauf hingewiesen werden, dass nicht nur der eigentliche Patient, sondern auch die ganze Familie vor einem neuen Lebensabschnitt steht.

Falls auch Kinder in der Beziehung sind, ist es wichtig offen zu kommunizieren. Dies ist nicht immer zu Beginn möglich und es gibt auch keinen klar definierten Zeitpunkt, welcher als ideal gilt. Abhängig vom Alter der Kinder, dem Verlauf der Krankheit und dem eigenen Umgang, kann sich der zeitliche Aspekt ganz anders gestalten. Lügen Sie Ihre Kinder nicht an, wenn sie fragen, tasten Sie sich langsam und behutsam an das Thema heran und versuchen Sie, die Sachverhalte als auch Ihre eigenen Emotionen so verständlich wie möglich zu vermitteln. Hören Sie auf Ihr Gefühl und Ihre Intuition, denn diese werden Sie auch in Zukunft immer begleiten!

Die Aussage „Sie hat Krebs“, ähnlich der Aussage „Sie hat Familie“ veranschaulicht klar den Identifikationsprozess und die damit verbundenen Risiken. Eine Krankheit kann nicht wegdiskutiert und auch nicht ausgeklammert werden, dennoch darf sie nicht den Platz „eines Familienmitgliedes“ einnehmen. Die Belastung ist gross genug, ohne dass die Krankheit zum Thema Nummer Eins wird. Versuchen Sie deshalb  „Entspannungsinseln“ einzubauen, in welchen Sie sich etwas gönnen, etwas mit der Familie unternehmen oder etwas aufgreifen, das Sie schon immer gerne machen wollten. Gestatten Sie nicht nur der Krankheit einen Platz in Ihrem Leben, sondern auch Ihren Wünschen, Vorstellungen, Hoffnungen und Leidenschaften. Sie werden sehen, dass Sie sich auf diese Weise vielleicht sogar mehr Raum geben als zuvor.

 

Written by geraldine

Februar 21st, 2017 at 2:59 pm

Unterfordert und gelangweilt: Boreout

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In meinem letzten Beitrag habe ich Ihnen das Thema des Burnout-Syndroms nähergebracht. Heute möchte ich Ihnen das Boreout-Syndrom, das Gegenstück zum Burnout-Syndrom, näherbringen.

Das Boreout-Syndrom ist in seiner Definition noch relativ jung, beschreibt aber ein Phänomen, das leider öfter vorkommt als man denkt: Unterforderung und Langeweile am Arbeitsplatz. Gleich wie die Tatsache, dass übermässige, langandauernde Belastungen zu Müdigkeit, Lustlosigkeit und Frustration bis hin zu Anzeichen einer krankhaften Depression führen können, geschieht etwas sehr Ähnliches bei konträrer Ausgangslage.

Wir alle streben und sehnen uns nach einer Aufgabe, einer Tätigkeit, die uns erfüllt, befriedigt und uns auch das Gefühl gibt, ein wichtiges Glied in einer Kette zu sein. Bleibt uns dies verwehrt (quantitative oder qualitative Unterforderung am Arbeitsplatz), führt dies auf längere Zeit gesehen zu Desinteresse an der Arbeit oder dem Unternehmen, für welches wir tätig sind, zu Lustlosigkeit, etwas in Angriff zu nehmen oder auch zu Verzweiflung.

Auch wenn das Nachfolgende paradox erscheint und niemand gerne dazu steht oder darüber spricht, verfügen Menschen, die unter dem Boreout-Syndrom leiden, über ausgeklügelte Strategien, den Schein der „Auslastung“ zu wahren. Die Strategien sind klassisch: a) sich von weiterer Arbeit / Aufgaben fernhalten, b) darauf bedacht sein, genügend freie Zeit zu haben und c) den Job nicht zu verlieren. – Das Problematische für die betroffene Person ist die Tatsache, dass diese Strategien soviel Energie in Anspruch nehmen, dass die Kraft zur Veränderung fehlt. – Gute Ratschläge wie „Du könntest doch…“ oder „Mach doch mal…“ fallen auf fruchtlosen Boden.

Bevor Sie etwas gegen „diesen Zustand“ unternehmen können, ist es wichtig, wieder mehr Ressourcen im Alltag zu integrieren, sich etwas Gutes zu tun und Abstand zu nehmen. Versuchen Sie sich in dieser Zeit Notizen darüber zu machen, was Ihnen wirklich Freude bereitet, was Sie gerne machen würden und was Ihnen beruflich fehlt. Klarheit über die eigenen Gedanken, Bedenken, aber auch Hoffnungen helfen wieder Fuss zu fassen. Fragen wie etwa „Was will ich im Leben wirklich?“ geben die Gelegenheit, sich an die Dinge zurückzubesinnen, welche einmal wichtig waren. Der Schlüssel zur Bewältigung eines Boreouts liegt nicht im Druck von aussen, sondern in der Erkenntnis von innen.

 

Written by geraldine

Januar 19th, 2017 at 2:51 pm

Müde und ausgebrannt: Burnout

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Entgegen der weitläufigen Meinung, ist Burnout nicht eine Krankheit, sondern ein Zustand körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung. Meist wird dieser Zustand durch berufliche Überlastung und Stress ausgelöst. Ein Gefühl von „Ausgebranntsein“ und der totalen Erschöpfung, machen die Bewältigung des Alltags schwer.

Aber was für Symptome lassen uns von einem „Burnout“ reden? Bezeichnend ist die emotionale Erschöpfung. Diese resultiert aus einer übermässigen emotionalen oder physischen Anstrengung oder Anspannung. Man fühlt sich schwach, kraftlos, müde und matt. Antriebsschwäche und leichte Reizbarkeit zeigen sich des öfteren als zusätzliche Begleiter. Desweiteren kommt die sogenannte „Depersonalisierung“ dazu. Gerade Personen welche mit Kunden, Klienten oder Patienten arbeiten, können bei Überlastung eine enorme Distanz zwischen sich und ihrem Gegenüber aufbauen; zunehmende Gleichgültigkeit und teilweise zynische Einstellungen gegenüber dem Vis-à-Vis erschweren die Situation zusätzlich. Die Arbeit kann nur noch durch Routine und Monotonie erledigt werden. Das Erleben von Misserfolgen ist das sogenannte „Pünktchen auf dem i“. – Betroffene fühlen sich häufig wie Hamster im Drehrad. Sie haben trotz der zunehmenden Überlastung häufig das Gefühl nichts zu erreichen oder bewirken. – Steigende Anforderungen und abnehmende Belastbarkeit, schwächen die Leistungen. Erfolgserlebnisse fehlen und der Glaube an den Sinn der eigenen Tätigkeit verliert an Relevanz.

Die Entwicklung von Massnahmen zur Vorbeugung und Behandlung besteht darin, Ausgleich zu schaffen. Entspannungs-, Atem- und Meditationsübungen sowie verschiedene sportliche Aktivitäten helfen. Dennoch treffen diese nicht den Kern des Problems. Bei einem Burnout handelt sich um ein subjektiv wahrgenommenes Auseinanderklaffen von externen (beruflichen) Anforderungen und individuellen Fähigkeiten; verbunden mit dem Gefühl der Ohnmacht.

Howard Gardner, Professor für Psychologie an der Harvard University liefert den Ausgangspunkt zum Konzept der sogenannten Selbststeuerung. Seiner Erkenntnis nach, basiert die Führung der eigenen Person auf drei fundamentalen Fragen 1. „Wer bin ich?“, 2. „Was will ich?“, und 3. „Wie erreiche ich effizient meine Ziele?“

Bestehen Unsicherheiten zur ersten Frage und damit über die eigene Identität, sind Auswirkungen im Selbstwertgefühl wahrnehmbar. Denn: Wenn jemand seine Stärken und Fähigkeiten nicht kennt und auch kein Rückmeldungen einfordert, können Selbst- und Fremdbild auseinander klaffen.

Eine Antwort auf die zweite Frage (Was will ich?) ist deswegen so wichtig, weil klare Ziele unsere mentale Energie mobilisieren. Fehlende Ziele, Werte und Perspektiven hingegen können teilweise erschreckend schnell zu emotionaler Erschöpfung führen.

Die dritte Frage nach der effizienten Vorgehensweise zur Zielerreichung zielt auf die Leistungsfähigkeit. Dahinter verbirgt sich das ökonomische Prinzip des sparsamen Umgangs mit mentalen und zeitlichen Ressourcen.

Der Lösungsansatz zur Bewältigung eines Burnout-Syndroms ist also mit existentiellen, teilweise sogar philosophischen Fragen verbunden. Das Thema des „sich mit seinem echten Menschsein“ auseinander zu setzen, steckt in unseren Breitengraden noch in den Kinderschuhen. Und dennoch: Eigenverantwortung lässt sich schlecht in Kinderschuhen tragen…

Am Rande bemerkt: Das Burnout-Syndrom kann ähnliche Symptome wie das Boreout-Syndrom aufweisen. Dieser Begriff (engl. Bore = langweilen) bezeichnet einen Zustand der beruflichen Unterforderung und Unzufriedenheit. Hohe Geschäftigkeit und reduzierte Leistungsfähigkeit sowie emotionale Erschöpfung begleiten hier den Alltag.

Lesen Sie mehr darüber im kommenden Post!